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Schritt für Schritt zur fertigen Webseite - Teil 1: Hilfsmittel im Einsatz
Jul 8, 2016
In der Reihe Schritt für Schritt zur fertigen Webseite möchte ich meine Herangehensweise an das Designen neuer Webauftritte erläutern. Im ersten teil geht es dabei um die Hilfsmittel die ich bei der Entwicklung einsetze und wieso ich sie Verwende. Dies soll keinen davon abhalten seine gewohnten Tools weiter zu verwenden sondern lediglich aufzeigen was ich einsetze und euch Anregungen geben was es noch so auf dem Markt gibt.
Tools
Jeder Koch hat seine eigenen Messer, so ist es auch bei den Webworkern. Im folgenden möchte ich auf die Tools und Programme eingehen die ich in meinen Projekten verwende. Einige davon könnten euch bekannt vorkommen, andere eher nicht. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen das es sich bewährt hat neues gegenüber offen zu sein und sich ab und an zu trauen etwas aus zu probieren.
Atom und Vim
Als Texteditoren dienen mir Atom auf dem Desktop und Vim auf der Konsole. Atom ist noch ein sehr junges Projekt und hat ab und an ein paar Aussetzer, dennoch ist es meiner Meinung nach für jeden einen Blick wert. Es handelt sich dabei um einen Schlichten Texteditor der von GitHub entwickelt wird. Er ist sehr stark an Sublime angelehnt und bietet mit seinem schlichten Design eine gute Arbeitsumgebung bei der man sich voll und ganz auf den Code konzentrieren kann.
Vim ist ein Texteditor für die Konsole unter Linux, er ist sehr mächtig und hat sich für das schnelle Korrigieren absolut bewerte. Ich muss zugeben, es ist schon ein wenig Nerd Stuff aber wer Linux einsetzt oder einen SSH Zugang zu seinem Server/Webhoster benutzt sollte einen Blick drauf werfen.
Wer mit Atom nicht warm wird, dem kann ich noch SublimeText 3 empfehlen. Eine bekannte Größe unter den Webworkern welcher wie Atom wert auf Schlichtheit und einfache Erweiterbarkeit bietet.
Precompiler Jade und Sass
Precompiler sind eine sehr große Hilfe im Webdesign und ich bin froh das ich mich an sie ran getraut habe. Sie bringen oft Zusatzfunktionen mit und sind dank ihres minimalistischen Markups meist übersichtlicher und besser zu lesen. Die Einarbeitungszeit ist oft nicht so lang wie man anfänglich vermutet und absolut gut investiert. Alles in allem kann man sagen das man sich mit Hilfe von Precompilern viel Arbeit sparen kann.
Jade
Jade ist ein Precompiler für HTML und dient mir zum Aufbau der Struktur einer Webseite. Der Vorteil ist mehr die Übersichtlichkeit als die kleinen Funktionen die Jade mit bringt. Ein kleines Beispiel soll das ganze etwas veranschaulichen:
HTML Code:
<!DOCTYPE html>
<html lang="en">
<head>
<title>Jade</title>
<script type="text/javascript">
if (foo) {
bar(1 + 5)
}
</script>
</head>
<body>
<h1>Jade - node template engine</h1>
<div id="container" class="col">
<p>You are amazing</p>
<p>
Jade is a terse and simple
templating language with a
strong focus on performance
and powerful features.
</p>
</div>
</body>
</html>
Jade Code:
doctype html
html(lang="en")
head
title= pageTitle
script(type='text/javascript').
if (foo) {
bar(1 + 5)
}
body
h1 Jade - node template engine
#container.col
if youAreUsingJade
p You are amazing
else
p Get on it!
p.
Jade is a terse and simple
templating language with a
strong focus on performance
and powerful features.
Wie man unschwer erkennen kann ist der Code hierbei viel übersichtlicher und kürzer. Wie gesagt nutze ich Jade lediglich zur Erstellung des Markups aber das erleichtert einem schon enorm die Arbeit.
Sass / SCSS
Sass ist ein Prekompiler für CSS Code und erleichtert, dank seiner vielen nützlichen Funktionen wie mixins und variablen, das erstellen von Umfangreichen Designs. Ob man nun Sass verwendet oder SCSS oder eine Mischung aus beiden, ist dabei jedem selbst überlassen. Aufgrund der geringeren Schreibarbeit verwende ich mittlerweile nur noch Sass und SCSS kommt nur in Ausnahmefälle zum Einsatz. Ein kleines Beispiel soll die Unterschiede deutlich machen:
Sass Code:
$font-stack: Helvetica, sans-serif
$primary-color: #333
body
font: 100% $font-stack
color: $primary-color
hr
border-top-color: $primary-color
article
h1
a
color: $primary-color
SCSS Code:
$font-stack: Helvetica, sans-serif;
$primary-color: #333;
body {
font: 100% $font-stack;
color: $primary-color;
}
hr {
border-top-color: $primary-color;
}
article{
h1{
a{
color: $primary-color;
}
}
}
CSS Code:
body {
font: 100% Helvetica, sans-serif;
color: #333;
}
hr {
border-top-color: #333;
}
article h1 a{
color: #333;
}
Dank der Variable $primary-color
kann man nun sehr einfach die Primäre Schriftfarbe ändern und muss nicht jedes Element in seinem Code suchen und anpassen.
Des weiteren lassen sich verschachtelte Anweisungen viel einfacher und Komfortabler umsetzen und lesen.
Versionsverwaltung
Mit einem Versionierungssystem hat man die Möglichkeit zu jedem Zeitpunkt seine Änderungen wieder Rückgängig zu machen oder schnell mal eben etwas zu testen. Eine bekannte Größe in diesem Bereich ist die OpenSource Versionsverwaltung Git. Entwickelt zur Verwaltung des Linux Kernels hat sich Git, nicht zu letzt dank GiftHub, zu einer der beliebtesten Versionsverwaltungs- Programme gemausert. Ich verwende Git bei all meinen Projekten es das Arbeiten im Team erleichtert und mit wenigen Schritten ein Backup System eingerichtet ist.
Prepros
Als einziges Kommerzielles Programm das ich gerne einsetze ist Prepros in meiner liste die absolute Ausnahme. Das Programm ist für Windows, Mac OS und Linux verfügbar und versteht sich als Precompiler. Es bringt alle nötigen Libarys mit und hat noch einige andere nützliche Zusatzfunktionen.
Prepros überwacht unseren Projektordner auf Änderungen und compiliert die Dateien dann automatisch neu. Mit dem Integrierten Webserver kann man die Seite direkt aufrufen und sogar Synchron auf verschiedenen Geräten gleichzeitig anschauen. Erkennt Prepros eine neue Datei wird die Seite im Browser automatisch neu geladen. Außerdem lassen sich, nach getaner Arbeit, die Änderungen mit einem Mausklick per FTP hochladen.
Viele Features bekommt man zwar auch mit verschiedenen Konsolen Programmen hin, jedoch erleichtert Prepros den einstieg und Einrichtung und macht dabei eine gute Figur.
Hilfsmittel
Bourbon, Neat und Bitters
Vor kurzem bin ich auf die Sass Mixin Libarys Bourbon, Neat und Bitters gestoßen, wobei Bitters keine Libary ist sondern ein Styling für die wichtigsten Elemente einer Webseite mitbringt.
Bourbon bringt eine Vielzahl an Mixins mit sich die einem viel denk und Schreibarbeit abnimmt. Das ganze spannt sich von vordefinierten Variablen für font-family bis hin zu Mixins für vendor Präfixes.
Neat bietet, im Zusammenspiel mit Bourbon, eine Mixinlibary zur einfachen Umsetzung eines Grid-Layouts. Dabei muss das HTML Markup nicht angefasst werden sondern das Styling wird allein mit Hilfe von Sass vorgenommen.
Bootstrap, Foundation und andere Frameworks
Wieso das Rad immer wieder neu erfinden, mit Hilfe von Twitter Bootstrap oder Zurb Foundation lassen sich viele Anwendungen schnell und schick designen. Ich habe beides lange Zeit eingesetzt bis ich auf Bourbon gestoßen bin. Seit ich Bourbon entdeckt habe wandle ich meine Webprojekte nach und nach zu selbst geschriebenen Code um denn alle Frameworks haben eines gemeinsam, sie bringen eine menge Overhead mit sich. Viele Bestandteile eines Frameworks kommen oft gar nicht zum einsatz und sind trotzdem im Code vorhanden, das verlängert die Ladezeit und führt teilweise auch zu abstrusem CSS Code wie ich bei anderen Projekten sehen durfte.
CMS und Statische Webseiten
Lange zeit habe ich für meine Webprojekte WordPress genutzt und war damit auch sehr zufrieden. Zugegeben, wer schnell einen Block aufsetzen möchte der ist mit WordPress auch heute noch sehr gut bedient, mir Persönlich ging der Wust an Plugins und co. irgendwann sehr auf die Nerven.
Für eines meiner Projekte kam eine Zeitlang dann Drupal zum einsatz, welches zwar sehr mächtig ist aber ein hohes maß an Einarbeitung benötigt. Nachdem mein Webprojekt nach zwei Jahren einige Änderungen erhalten sollte habe ich gemerkt das ich alles wieder Vergessen hatte was ich mir vorher angeeignet habe. Gefrustet davon habe ich mich auf die suche nach einer anderen Lösung begeben.
Mit ProcessWire habe ich für mich nun das ideale CMS gefunden. Es hat aus meiner Sicht eine eingängliche API, bietet einem genau das was man braucht und ist sehr gut auf den jeweiligen Einsatzzweck anpassbar. ProcessWire versteht sich als eine Mischung von CMS und CMF (Content Management Framework) da es einem, bei der Ausgabe der Daten, absolut freie Hand lässt. Wer eine weile damit gearbeitet hat wird seinen eigenen Workflow finden und kann ProcessWire als Backend für verschiedene Anwendungen einsetzen.
Seit neustem Arbeite ich (wie auch hier in meinem Blog) auch mit statischen Webseiten. Durch Hugo einem statischem Webseiten Generator ist das auch nicht all zu schwierig. Für das eigene Template muss man sich erst mit der Templatesprache von der Programmiersprache Go vertraut machen. Keine Angst, es klingt schwieriger als es ist. Der Vorteil von Hugo gegenüber anderen statischen Seitengeneratoren ist zum einen die Geschwindigkeit und zum anderen die Einfachheit. Zum nutzen genügt es sich Hugo herunter zu laden und es gibt keine weiteren Abhängigkeiten die beachtet werden müssen.
Weiterführende Links
- Sass für Einsteiger - holgerkoenemann.de
- Sass Videotutorial - Unleashed Design
- Sass für Einsteiger - Bernhard Kau - WordCamp Cologne
- Atom ausprobiert - golem.de
- ProcessWire Deutschland
- Einstieg ProcessWire - Webkrauts
- Statische Webseiten mit Hugo erzeugen - c’t 12/16
Ich habe mich bei den Links absichtlich auf deutsche Artikel beschränkt da es sich hier um den Einstieg handelt. Ich kann jedem nur nahe legen englische Beiträge zu suchen da es davon oft mehr gibt und sie bieten einen größeren Umfang.